Ungedachte Sichtweisen oder weiteres neues Werkzeug
Ein Paradigmenwechsel vollzieht sich mit neuronalen Netzwerken in der Kunst. Beherrscht die Künstliche Intelligenz den Künstler oder beherrscht der Künstler die Künstliche Intelligenz ? Manche Künstler sehen ihre Rolle als Kuratoren von Datensets. Andere betrachten KI zwar als interessantes, jedoch nur weiteres neues Werkzeug. Manche versprechen sich neue, von Menschen noch ungedachte Sichtweisen.
Künstlergenie oder künstliche Intelligenz
Die Frage nach der Machtübernahme ist nicht neu. Konzeptkunst rückte bereits das Künstlergenie in den Hintergrund. Die interaktive Kunst erlaubte dem Nutzer sogar Werkmanipulation. Ist die Frage nach dem Künstlergenie in der gegenwärtigen Gesellschaft überhaupt noch berechtigt oder ist es mehr ein Konstrukt der Kunstgeschichte, ein gar von autoritären Machtverhältnissen geprägtes Denken ? Wie viel Macht wollen wir einer künstlichen Intelligenz überhaupt zugestehen, um unsere Existenzgrundlage nicht selbst zu vernichten ?
Neue Konzepte oder nur Muster in Datensätzen
Eins ist klar. Um kreativ sein zu können müsste ein neuronales Netzwerk Konzepte selbst erzeugen und nicht nur Muster in Datensätzen erkennen können. Was ein künstliches Netzwerk neben einer Mustererkennung leisten kann, ist das Erzeugen glaubwürdiger synthetischer Datenmengen – etwa Gesichter von Menschen, die es gar nicht gibt. Solange das Datenset groß genug ist, lässt sich das morphologische Feld in mehreren Dimensionen interpolieren. Was natürlich Fakes provoziert.
Das schwarze Universum war mal knallbunt
Es geht jedoch auch anders. Kombiniert man ein geringeres Datenset mit herkömmlich programmierten Regeln, kann der Datenhunger gestillt werden. In dem Symposium »inSonic – Algorithmic Spaces« am ZKM gehen Künstler dem Einsatz von KI mit Talks und Performances nach. So erforscht beispielsweise Quadrature das kosmische Grundrauschen nach kulturellen Mustern menschlichen Ursprungs und stellt vorläufig fest: Was uns heute als schwarzer Himmel erscheint war vor Urzeiten – als Photonen noch genug Energie hatten – knallbunt und ganz und gar nicht düster.