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Die Tört­chen des Walter GropiusDie Tört­chen des Walter Gropius

Das Bauhaus ist vielen Architekten und Designern als weltweit bekannter Pilgerort bekannt. Der Umzug von Weimar nach Dessau ermöglichte Gropius den Bau einer Gestalterschule, die zur Architekturikone wurde. Hier goß er die Ideen einer Jahrhunderbewegung in Beton als Andenken für die Nachwelt. Er orientierte sich am amerikanischen Funktionalismus eines Frank Lloyd Wright und wurde nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten selbst zum Protagonist des internationalen Stils. Weniger glamourös sind seine Platten­bautexperimente in der Törtensiedlung.

Das Bauhaus-Gebäude in Dessau gilt weltweite als Architekturikone

Experimentelle Plattenbauweise

Walter Gropius hat mit der Errichtung der Bau­haus­schule in Dessau eine Archi­tektur­ikone mit vor­gehäng­ter durch­gehen­der Glas­fas­sade und einer Menge ander­er raffi­nierter De­tails ge­schaf­fen, die seiner Zeit weit voraus war und auch heute noch wie ein futu­risti­sches Boll­werk im beschau­lichen Städt­chen Dessau wirkt. Weniger be­kannt sind wahr­schein­lich die städte­baulichen Sozial­experi­mente in der Törten­sied­lung, einem Vor­ort von Dessau. Hier wurde die spä­tere Platten­bau­weise in experi­men­teller Art vor­weg­genom­men und erprobt. Ganz im Gegen­satz zu den fan­tasie­losen Platten­bauten der Nach­kriegs­zeit ist hier noch erstaun­lich viel Raum für Ästhe­tik, die keinen Gegen­pol zur Ratio­nali­sierung bildet.

Ungewöhnliches Fensterband

Die Ein­familien­häuser in Reihe gebaut stam­men eben­falls von Walter Gropius. Die Fenster­bänder sind hier so hoch im Raum an­ge­bracht, dass man im Sitzen einen wunder­schönen Aus­blick auf die Wand hat. Gedacht war natür­lich Platz und Stau­raum für Kom­mo­den in kleinen Räumen auch an Fenster­stel­len zu schaffen.

Im Zweifel Form vor Funktion

Ähn­lich einer Fabrik­halle in Miniatur lässt diese Kon­stru­ktion erstaun­lich viel Licht in den Raum. Die oft kopierte Idee der gra­phisch wirkenden Fenster­bänder beweist in der Reihen­haus­sied­lung vor allem, dass Gropius im Zweifel der Form den Vor­zug vor Funk­tion gegeben hat. Das Ergebnis ließen sich die Eigen­tümer frei­lich nicht gefallen. Fast alle Fenster­bänder wurden durch tie­fer­liegen­de klassische Doppel­fenster ersetzt, die ein wesen­tlich dunkleres höhlen­artiges Erlebnis des Licht­einfalls versprachen – dafür jedoch in Sicht­höhe der Couch.

Vorsätzlich gebaute Barrieren

Deutlich groß­zügiger konnte Gropius bei den Meister­häusern vor­gehen. Trotz der größeren Wohn­flächen sind auch hier Treppen­haus und vor allem Türen auf knapp einen Menschen zu­ge­schnit­ten – Eine natür­liche Barrie­re, die ver­hin­dern sollte zu viel Mobiliar ins Haus zu befördern. Statt­dessen war an­ge­dacht, die reich­lich vor­han­denen Ein­bau­schränke zu nutzen.

Laubenganghäuser des Hannes Mayer

Im Gegen­satz zur Walter Gropius hatte Hannes Mayer ein deut­lich glück­licheres Händchen was den Sozial­bau an­ging. Seine Lauben­gang­häuser sind echte Bau­haus­projekte mit der Archi­tektur­klasse des Bau­hauses rea­lisiert. Diese werden noch heute so gut wie un­ver­ändert bewohnt.

02.04.2018

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