Hilfswissenschaften
EinleitungAufgabensammlung
ProportionslehreHarmonielehre
RaumRand
Raster
Rhythmus
Gestaltpsychologie
AbstandUmbruch
Merkmal
Schriftgröße
Technik
InterfaceMaßeinheit
Automatisierung
Druckvorstufe
Desktop Publishing ist die rechnergestützte Herstellung von Typografie mit dem Ziel eines physikalisch anfassbaren Objekts. Dabei werden Schrift und Bildelemente im Gegensatz zur Textverarbeitung frei auf einer Formatfläche angeordnet. Die digitalen Daten werden im Anschluss meist auf Papier zu Faltblättern, Prospekten, Büchern und Zeitschriften materialisiert. Typografie lässt sich in eine Makroebene und Mikroebene unterteilen und untersuchen. Typografie macht Anleihen bei anderen Wissenschaften und wird hauptsächlich von Proportionslehre, Harmonielehre, Gestaltpsychologie und Technik bestimmt. Typografie ist Anschauung mit ausführlichem Regelwerk.
Ob Hunde oder Schriften, wie bei jeder Art von Klassifikation greift das Gesetz der Ähnlichkeit, das nach Formmerkmalen Gruppen bildet. In unserem Kapitel behandeln wir zum einen die allgemeingültige Schriftklassifikation und zum anderen die typografischen Phänomene der Ähnlichkeit im Satzgefüge, mit denen wir Information integrierend oder differenzierend auszeichnen können. Schriftklassifikation ist zugleich Schriftgeschichte. Chronologisch wird hier Schriftgeschichte sortiert. Vom Schreiben über die Breitfeder hin zur Spitzfeder und schließlich zum Konstruieren mit Zirkel und später Computer kann die jüngere Abstraktionsgeschichte der Schrift nachvollzogen werden. Serifen, die in der venezianischen Zeitrechnung noch wie organische Knochen wirkten, nehmen im Zeitalter der rationalisierten Industrialisierung die Form von Maschinen an. Auszeichnungen innerhalb einer Satzkolumne werden durch gemeinsame Formmerkmale als optisch zusammengehörende Gruppe wahrgenommen. Der Wechsel der Schriftart von Regular zu Bold lässt die Satzteile in Bold als eine Formgruppe mit dem Merkmal Bold aus dem Rest des Satzgefüges hervortreten.
Um zu erkennen, zu welcher Schriftklassifikationsgruppe eine Schrift gehört, genügt es, sich auf die wesentlichen Merkmale zu konzentrieren. Zunächst einmal schauen wir uns hierzu die Serifenform und deren Übergang zum Grundstrich an an. Als nächstes betrachten wir die Neigung der Rundungen im Schriftentwurf. Schlussendlich schenken wir dem Proportionsverhältnis von Grundstrich zu Querstrich Beachtung. Bereits anhand von drei Buchstaben sind wir in der Lage, die Formgruppe einer Schriftart zu bestimmen.
Die venezianische Renaissance-Antiqua erkennen wir vor allem an der Neigung des Querstrichs im kleinen e. Diese Formgruppe umfasst die ältesten Schriftentwürfe der Schriftklassifikation und entsprechend spüren wir noch den organischen Einfluss der Breitfeder in der Formgebung und den Serifen. Dass Schrift sich vom Schreiben entwickelt hat, ist hier noch sehr offensichtlich zu erkennen. Wie Knochen wirkende Serifen und ein allgemein ruppiger Charakter sind kennzeichnend. Die Neigung der Rundungen ist hier noch deutlich vorhanden.
Mit jedem geschichtlichen Entwicklungsschritt wurden Schriftentwürfte immer weiter begradigt und die Formgebung bereinigt. In der französischen Renaissance-Antiqua ist der Querstrich des kleinen e bereits begradigt, die Neigung der Rundungen hingegen nur moderat angehoben. Der Kontrast zwischen Grundstrich und Querstrich ist bereits etwas erhöht. Serifen und Formen sind generell bereits etwas regelmäßiger gestaltet als bei der venezianischen Variante. Renaissance-Antiquas sind humanistisch geprägt und haben den Charakter von Wanderern, was sich in einer guten Lesbarkeit niederschlägt.
Die Neigung der Rundungen ist in der Barock-Antiqua nur noch dezent vorhanden. Der Strichstärkenkontrast ist erneut angehoben worden. Die Serifen sind weiter begradigt und kaum gerundet. Während sie unten gerade ansetzen, sind sie oben weiterhin schräg, jedoch symmetrisch. Die verdrehte Breitfeder ist sichtbar.
Querstrich und Grundstrich unterscheiden sich stark und ergeben zusammen ein kontrastreiches und präzises Bild. Die Neigung der Rundungen ist verschwunden, die Achse ist senkrecht. Die Vertikale wird start betont. Der Übergang von Serife zu Grundstich erfolgt unvermittelt. Der strenge Einsatz des Zirkels verleiht diesen Schriften einerseits etwas Majestätisches anderseits was Soldatisches. Diese Schriftgruppe ist ästhetisch reizvoll, weil sie sehr grafisch wirkt. Die Lesbarkeit leidet jedoch unter dieser starken grafischen Wirkung.
Das Zeitalter der Maschinen hat sich in der Schriftgestaltung niedergeschlagen. Serifen sind betont auffallend und unvermittelt gestaltet. Die Grundform der Schriften leitet sich entweder von der strengen klassizistischen Antiqua ab oder von der humanistisch wirkenden Renaissance-Antiqua ab. Wir haben es entweder mit Robotern oder mit Wanderern zu tun.
Im Zeitalter der Moderne angekommen entledigen sich Schriftgestalter der Serifen als antiquiertes Relikt. Wie schon zuvor wird ein weiteres Mal formal aufgeräumt. Die Schriftform fächert sich in stilistischen Untergruppen auf, die zumeist ihre historischen Vorgängen referenzieren. Neben der klassizistischen serifenlosen Linear-Antiqua existiert die auf Renaissance bezogene serifenlose Linearantiqua. In Europa etabliert sich zudem eine streng geometrisch konstruierte Grotesk, in Amerika hingegen die amerikanische Grotesk. Die amerikanische Grotesk ist durch eine große x-Höhe und sehr schmale Laufweite gekennzeichnet. Auch hier haben wir es mit Robotern oder Wanderern zu tun.
Integrierende Typografie ist an einer klassischen Buchgestaltung orientiert und wird gerne im schöngeistigen Editorialdesign und in Romanen eingesetzt. Ihr Ziel ist die Optimierung des Leseflusses. Dieser soll möglichst reibungslos funktionieren. Werden Auszeichnung gebraucht, sind diese oft so gewählt, dass sie sich fast unsichtbar in den Satz einfügen. Geeignete Mittel hierzu sind schräggezeichnete Italicschriftschnitte und Versalsatz. Dennoch bilden die integrierenden Auszeichnungen stilistische Formmerkmale und lassen sich aufgrund des Gesetzes der Ähnlichkeit optisch zusammenfassen. Integrierende Typografie funktioniert immer dann, wenn die zu vermittelnde Informationsdichte gering ist. Ihr vorrangiges Ziel ist die Erhaltung einer Leseästhetik und des Grauwertes. Mit Satzprogrammen ist es möglich, Schriften elektronisch schräg zu stellen. Wenn man sich nicht gerade als notorischer Regelbrecher positionieren möchte, sollte man den schräggezeichneten Schrift – sofern vorhanden – immer vorziehen. Gut ausgebaute Schriftfamilien beinhalten ebenfalls einen eigens gezeichneten Versalsatz. Diese Versalbuchstaben sind an der x-Höhe orientiert, um sich besser ins Wortbild einzufügen.
Differenzierende Typografie kommt immer dann zum Einsatz, wenn wir Inhalte mit hoher Informationsdichte zu vermitteln haben und somit Inhalte zum besseren Verständnis stark strukturieren wollen und müssen. Die Erhaltung des Leseflusses ist hierbei nachrangig. Differenzierende Mittel zielen auf eine starke Kontrastwirkung ab und sollen möglichst viele Informationsarten gegeneinander eindeutig abgrenzen können. Differenzierende Typografie kann sich auf eine Satzkolumne beziehen, sie kann auch weiter gedacht werden und sich auf ein ganzes Layout beziehen. Ein Merkkasten in einer bestimmten gleichbleibenden Stilistik hilft der Orientierung des Lesers, weil dieser nach dem Gesetz der Ähnlichkeit darin eine Konstanz erkennt. Auf eine Textkolumne bezogen wird eine Auszeichnung mit einem Boldschnitt ebenfalls als zusammengehörend erkannt. Einer bestimmten Informationsart zugeordnet ergibt sich eine optische Kodierung. Differenzierende Typografie wird in Lexika, Schulbüchern und wissenschaftlichen Werken gebraucht.
Schriften lassen sich in Kategorien sortieren. Zu Jeder Kategorie gibt es zwei Schriftbeispiele. Ordne jedes Schriftbeispiel der richtigen Kategorie zu. Verwende dazu den Link zum interaktiven Drag-and-Drop-Programm. Alternaiv kannst du auch die jpg-Datei verwenden, in Photoshop öffnen und mit Symbolen die Zuordnung markieren.
Link zum interaktiven Drag-and-Drop-Programm Schrifterkennung.jpg (300 KB)
Setze auf der linken Seite einen Flattersatz mit integrierenden Auszeichnungen – verwende Käpitälchen und Versatzsatz als Auszeichnung. Setze auf der rechten Seiten einen Blocksatz mit differenzierenden Auszeichnungen – gestalte drei eigene differenzierende Auszeichnungen.